Aktuelle Ernährungsmedizin 2008; 33(2): 70-74
DOI: 10.1055/s-2007-986315
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Rolle der Pflege bei der Ernährung im Krankenhaus

Nurses' Role in Hospital NutritionM.  M.  Schreier1 , 2 , S.  Bartholomeyczik3
  • 1Institut für Pflegewissenschaft, Universität Witten/Herdecke
  • 2Bildungszentrum, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Gießen
  • 3Lehrstuhl Epidemiologie-Pflegewissenschaft, Institut für Pflegewissenschaft, Universität Witten/Herdecke
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
26. März 2008 (online)

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Zusammenfassung

Der Ernährung der Patienten während ihrer Versorgung im Krankenhaus muss angesichts der Gefahr von Mangelernährung pflegebedürftiger und älterer Patienten weit mehr Aufmerksamkeit zukommen. In diesem Kontext und im Hinblick auf die Diskussionen über die Ausweitung des pflegerischen Aufgabenspektrums auf Tätigkeiten der ärztlichen Versorgung, den stetigen Abbau von Pflegepersonal im Krankenhaus und Bestrebungen, pflegerische Tätigkeiten an Servicekräfte zu delegieren, soll die Rolle der Pflege bei der Ernährung und der Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme näher betrachtet werden. Die Unterstützung beim Essen und Trinken und die Sorge für eine gute Ernährung von kranken und hilfebedürftigen Menschen ist eine der ältesten Aufgaben in der Pflege. Im Lauf der Zeit sind ernährungsbezogene Berufe (z. B. Diätassistenz) entstanden und haben zu einem Wandel der Aufgaben und Verantwortungsbereiche in der Pflege geführt. Trotz dieses Wandels ist die Verantwortung für die Ernährung und die Befähigung der Patienten zum möglichst eigenständigen Essen und Trinken, ebenso, wie die Beteiligung an der Diagnostik und Umsetzung ernährungsrelevanter Behandlungen, ein Kernelement pflegerischen Handelns geblieben. Es ist zu beklagen, dass die Ernährung und Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme häufig nicht den Stellenwert bei Pflegekräften hat, den sie haben müsste. Können Pflegekräfte ihrer Aufgabe bei der Sicherstellung einer bedarfs- und bedürfnisorientierten Ernährung im Krankenhaus jedoch nachkommen, weil die nötigen Bedingungen vorhanden sind (z. B. Bezugspflegesystem, angemessene Personalstruktur), messen sie auch der Ernährung die entsprechende Bedeutung bei und sehen vor allem in der Unterstützung sehr beeinträchtigter Patienten bei der Nahrungsaufnahme eine hochwertige Pflegetätigkeit.

Abstract

In the hospital services, nutrition should be more closely watched because of the risk of malnutrition in the very ill and old patients. The role of the nurses in nutrition and assistance during mealtime or food intake should be considered in view of the upcoming discussion of the enlargement of the nurses' responsibilities in medical care, the personnel cutbacks in nursing and the increasing assignment of non-nursing support staff in hospitals. Traditionally, nurses have been responsible for the care of nutrition, the nutritional intake and the assistance of patients during mealtimes. Over the years, the involvement and influence on nutritional care has changed because other disciplines like dietetics and speech/language therapy have became „an own body” of professional knowledge. In spite of this change in nutrition care, nurses still have the responsibility to fulfil once of their basic tasks: to enable the patient to eat and drink independently as well as to support diagnostics and nutrition therapy. It is regrettable that nurses frequently do not sufficiently emphasise nutrition care or feeding of impaired patients. Only when hospitals provide good conditions for nutrition care in nursing, e. g., sufficient time and a qualified nursing staff during mealtimes for a good between interaction will both patients and nurses be satisfied and the awareness and importance of nutrition care will increase. Assisting and feeding, especially of impaired patients, during mealtimes will be considered a high-value qualification of nursing.

Literatur

1 Das pflegerische Versorgungssystem „Primary Nursing” von Mary Manthey wurde in den 60er-Jahren in Nordamerika zur Qualitätssicherung in der Pflege entwickelt. Es ist ein System zur Umsetzung von Bezugspflege und sieht die Rund-um-die-Uhr-Verantwortung einer professionellen Pflegekraft für einen oder mehrere Patienten während der gesamten Dauer des Krankenhausaufenthaltes vor. Die Pflege wird in Absprache mit anderen an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen ausschließlich von der verantwortlichen Pflegekraft, der „Primary Nurse” geplant, dokumentiert und von ihr auch ausgeführt. Während ihrer Abwesenheit wird die Ausführung der geplanten Pflege an eine Vertretung, der „Associate Nurse” delegiert [26].

Dipl.-Pflegewirtin Maria Magdalena Schreier

Institut für Pflegewissenschaft, Private Universität Witten/Herdecke

Stockumer Straße 12

58453 Witten

Telefon: + 49 (0) 2302/926-347

Fax: + 49 (0) 2302/926-318

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